Interview: www.eishockeyonline.at
(Interview) MF: Egal in welcher Sportart man sich rumtreibt, die Schiedsrichter sind meistens die unbeliebtesten Personen auf dem Spielfeld. Das liegt vor allem daran, dass sie diejenigen sind, welche wichtige Entscheidungen pro,- oder kontra des Lieblingsvereins geben müssen. Wie auch im Fußball erhalten Schiedsrichter nun immer mehr technische Unterstützung und weil auch in der EBEL die Schiedsrichterdiskussionen Woche für Woche groß sind, sahen wir genug Anlass dazu, mit den Schiri-Brüdern Manuel und Kristijan Nikolic ein Gespräch zu führen. Eishockeyonline.at Redakteur Mathias Funk hatte das wohl bekannteste Brüderpaar der Liga vor dem Schreibblock.
Servus Manuel, servus Kristijan. Der „Sommer“ Sommerpause ist vorbei und es wird für euch zwei schon wieder richtig ernst. Wie habt ihr den Sommer verbracht? Seid ihr schon fit für das Eis?
Nikolic’s: Nach dem vergangenen EBEL Finale, in welchen wir beide dabei waren, veranstalteten wir mit dem Tiroler Schiri Verein ein internationales Schiedsrichter Turnier, an dem 9 Mannschaften aus 5 verschiedenen Ländern teilnahmen, und hatten dort einen Riesen Spaß! Den Monat Mai verbrachten wir eher etwas ruhiger und hatten genug Zeit zum entspannen und unsere „Batterien“ wieder aufzuladen. Danach starteten wir mit unserem Sommertraining. Neben 2 Einheiten pro Woche Trockentraining mit unserem Fitnesscoach, hatten wir auch die Möglichkeit 2 mal pro Woche aufs Eis zu gehen, um Eishockey zu spielen. Als ehemalige Spieler lieben wir es auch noch den besten Sport spielen zu können. Die restlichen freien Tage trainierten wir im Fitnessstudio. Vom 16. – 19. August fand unser EBEL Trainingscamp statt, wo neben Fitness- & Eistests, Regelkunde und Unterrichtseinheiten stattfanden die von ehemaligen NHL Schiedsrichtern gehalten wurden, um uns EBEL Schiedsrichter perfekt auf die bevorstehende Saison vorzubereiten. Also sind wir fit!
Nun, ihr zwei seid die wohl aktuell bekanntesten Referees der Liga. Die einen mögen euch, die anderen hören den Namen Nikolic nicht so gerne. Wie geht man als Schiedsrichter mit pfeifenden Fans und brüllenden Trainern um?
Nikolic’s: Wir als Schiedsrichter versuchen jeden Abend das Spiel sicher und fair zu halten und sind stets bemüht unseren Job am Eis so gut wie möglich zu machen! Die Fans, die ein Spiel verfolgen wollen natürlich, dass ihre Mannschaft gewinnt und manchmal kommt es vor, dass die Zuschauer mit den Entscheidungen die wir am Eis treffen nicht immer einverstanden sind. Aber wir alle wissen ganz genau was wir am Eis machen und deswegen lassen wir uns auch nicht von den Fans aus dem Konzept bringen. Gleich wie Spieler sind auch wir, Schiedsrichter am Eis voll fokussiert und daher bekommen wir nicht immer alles mit was auf den Rängen passiert. Trainer und Spieler zeigen am Eis Emotionen, die gehören zum Sport dazu und machen das Eishockey spannend und energiegeladen. Wir Schiedsrichter wissen aber wie wir mit Emotionen und,- oder mit Respektlosigkeit umgehen müssen.
Wie auch in anderen Sportarten versuchen die Verbände die Arbeit der Schiris mit technischen Mittel zu erleichtern. Helfen die gegebenen Mitteln tatsächlich oder ist es eher schwerer, sich mit der Technik auseinander zu setzen.
Nikolic’s: Am Eis haben wir nur einen Bruchteil einer Sekunde Zeit eine Entscheidung zu treffen. Manchmal sind Entscheidungen leichter zu treffen und manchmal etwas schwieriger. Daher sind die technischen Mittel, die wir in der EBEL haben, sehr hilfreich. Wir müssen am Eis immer die richtige Entscheidung treffen auch wenn wir dafür den Videobeweis verwenden müssen. Aber am Ende des Tages muss die richtige Entscheidung getroffen werden und daher ist es für den Sport nur von Vorteil verschiedene Hilfsmittel zur Hand zu haben.
In Österreich aber auch in Deutschland stehen Schiedsrichter oft in der Kritik, da sie Kämpfe zweier Spieler oft sofort bzw. noch vor Beginn unterbinden. In Übersee bebt hingegen die Arena bei einem Faustkampf. Wie ist euere Einstellung dazu? Gibt es einen Leitfaden der Liga?
Nikolic’s: Bei einem Faustkampf bzw. einer Auseinandersetzung geht es immer um die Sicherheit der Spieler. Sollten wir Schiedsrichter am Eis erkennen, dass die Sicherheit bzw. die Gesundheit eines oder mehrerer Spieler gefährdet ist, dann handeln wir.
Ihr wart vor wenigen Jahren in der American Hockey League am Werk. Welche Erfahrungen konntest du mit in die EBEL bringen?
Nikolic’s: Wir zwei, hatten die Ehre in Übersee Spiele zu leiten und erfreuten uns über einige Spiele in der AHL, ECHL und QMJHL. Die AHL kann man mit unserer Liga vergleichen. Nicht nur weil einige ehemalige AHL Spieler bei uns am Eis stehen, sondern auch die ähnlichen Regeln wie in der EBEL gelten. Man kann ein Spiel nicht immer schwarz weiß leiten, sondern man muss das Spiel, die Regeln und die Spieler kennen und ein Gefühl dafür haben.
Ob Linz oder Bozen, es gibt viele Standorte, wo es bei jeder Partie heiß hergeht. Habt ihr hallentechnisch einen Hotspot, wo ihr euch besonders wohl fühlt?
Nikolic’s: Wir wissen, dass das „heiß hergehen“ in jeder Halle und in jedem Spiel passieren kann. Linz und Bozen haben sicher die lautesten Fans aber auch Wien, Fehervar, Klagenfurt und Innsbruck sind sehr temperamentvoll und lautstark. Wir Schiedsrichter sind auch Eishockeyfans, lieben die Spannung und eine gute Stimmung, egal in welcher Halle das vorhanden ist, fühlen wir uns „wohl“.
Was waren euere Karrierehighlights und welche Ziele verfolgen die „Nikolic-Brothers“?
Manuel: Mein Highlight war sicher neben den AHL Spielen und den EBEL Finals die letztjährige U20 Top WM in Bufallo, USA, wo ich es bis ins Halbfinale geschafft habe.
Kristijan: Neben den AHL Spielen und den EBEL Finals, die letztjährige U18 Top WM in Russland und die Teilnahme an den Winter-Paralympics 2018 in Südkorea im Para Ice Hockey, wo er das „Gold Medal Game“ zwischen USA und CAN leitete, zu seinen Highlights. Unser großes Ziel sind die Olympischen Winter Spiele im Eishockey!
Eishockey-Schiedsrichter sprechen viel mit den Cracks. Man hört oft, dass Referees die Spieler anfeuern und für saubere Checks loben. Warum macht ihr das?
Nikolic’s: Am Eis wird sehr viel mit den Spielern und Trainern kommuniziert. Das gehört schlicht und einfach zum Spiel dazu. Ein Kommentar zu einer Aktion zeigt entweder, dass es im Rahmen des erlaubten oder knapp an einer Strafe war. Im letzteren Fall legt man die Verantwortung entweder auf den Spieler oder Trainer für das nächste Vorhaben. Eine solche Kommunikation findet in jedem Spiel und mit jedem Spieler bzw. Trainer statt, egal welche Mannschaft das betrifft. Wir nennen das Gamemanagement.
Quelle: http://www.eishockeyonline.at/index.php/eishockey-newscenter/interviews/1141-die-nikolic-brüder-im-gespräch-wir-als-schiedsrichter-versuchen-jeden-abend-das-spiel-sicher-und-fair-zu-halten.html